Mein 2ter Ranch-Stay hatte sich angesagt… Vater Walter und Sohn Philip aus Nordirland… sehr lustige und nette Männer… alles easy. Haben dann noch zwei Tage angehängt, muss meine Arbeit wohl net so schlecht gemeistert haben?!
Bevor die ankamen gab es noch Stress… seit 15. Mai scheuchen wir die Pferde immer auf die Berge zum grasen, aber denen gefällt es auf der Ranch einfach besser, also kommen sie immer wieder zurück… nur nicht an diesem Tag, so wie Kevan gerechnet hat… 15 Pferde waren auch unterwegs im Camp mit der Guide School… und die Pferde, die da waren, waren einfach net für Anfänger zu gebrauchen… super! Noch zwei Stunden, bis meine Gäste ankommen und ich steh fast ohne Pferde da! Ja, und dann hat der Kevan wohl auf so einige Ranch-Regel geschissen… ich sollt mir Pferde irgendwo am Berg suchen und heimtreiben. Allein! Irgendwie cool, aber doch auch bissl beängstigend. Hatte aber eh net lang Zeit zum Nachdenken, hab mir die kleine Meg geschnappt, aufgesattelt, und los im vollen Galopp durch den Wald…. hab nach ner Stunde dann auch 9 Pferde… auch brauchbare… gefunden… hurra, also war ich hinter den Pferden her, wie ein Hirtenhund hinter den Schafen. Im Halbkreis von hinten zusammengetrieben, geruften, gepfiffen, Lärm gemacht und mit den Zügeln geschnalzt… hat gut funktioniert, das einzige „Problem“ war, dass Meg dann halt auch im vollen Karacho hinterher wollte… ich aber nicht, zumindest nicht bergab durch dirverse Buschen durch. Also hab ich sie so gut wie möglich zurückgehalten… das hat ihr wieder nicht gefallen und hat normal für jedes Pferdchen reagiert… gebuckelt wie sau, aber das sag ich euch, in so einem Westernsattel sitzt man verdammt gut. Hab schlussendlich gewonnen und bin heil mit 9 Pferden vor mir her wieder bei der Ranch angekommen.. 10 Minuten bevor meine Gäste eintrafen… das war ein Spaß!
Kevan konnte leider meine „Erfolge“ noch nicht so sehen und hat meine Nase tief in meine Fehler getaucht… zu tief für mich… sehr anschuldigend und herabschauend, was ich denn für ein Doofi sei… so was bringt ja keiner z’samm (leider haben die Sättel nicht so gepasst und die Pferde waren ein bisschen am Widerrist offen). Ich war ziemlich fertig, so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte es nicht richtig machen. Auch die Unterstützung, es besser zu machen, fehlte bzw. kam eher bedrohlich rüber. Ja, da war ich dann schon sehr nervös und musste mir alle Mühe geben, untertags mit den beiden Gästen auf lustig lustig trallala zu machen. Viel Verantwortung, zu viel für mein Gefühl… schon wieder ganz allein auf mich gestellt in der Wildnis… und noch für zwei andere Menschen und drei Pferde verantwortlich. Kann auch gut sein, kann einen auch weiter bringen, keine Frage, aber es war mir zu viel. Hab’s durchgezogen, auch als ich mit 8 Reitanfängern die eher noch „wilderen“ Pferde auf den Berg zum Grasen bringen musste. Ein paar Pferde noch an der Hand: „tailtying“ nennen wir das. Komisch, an meinem freien Tag darf ich für drei Woofer auf tollen Pferden kaum die Verantwortung übernehmen… zu gefährlich usw., aber die Aktion war dann ok. Entspricht keiner Logik… aber es gab auch keine Alternative. Keine Guides da, die helfen könnten. Alles gut gegangen, Gott sei Dank, aber in mir ist der Druck kontinuierlich gestiegen, und die Zweifel, wie lange ich das durchhalte.
Einmal an meinem freien Tag haben wir es dann doch noch auf Pearson's Bluff geschafft.. eine nette Runde Woofer/innen...
v.l.n.r.: Natalie, Nicola, Annika, Sam, Fabianne, Narissa... und dann noch
...hoch zu Ross!
Nach der ganzen Aufregung und dem steigenden Druck wollte ich nur zurück zum alten Plan… dem Kevan beweisen, dass ich meine Sache gut mach, seinen Respekt erarbeiten und dann „im Guten“ gehen.
Am Wochenende waren dann Rike und Sascha zu Besuch. Wäre fast ins Wasser gefallen, weil meine Gäste ja verlängert hatten. Aber ich durfte die beiden einfach beim Tagesprogramm mitnehmen.
Bevor sie Samstag Mittag ankamen, sind Walter, Philip und ich nach Bralorne gefahren, das liegt hinter Gold Bridge und hat ca.50 Einwohner (also größer als Gold Bridge mit seinen). Dort gibt es ein „Mining Museum“… die ganze Gegend ist ja nur deswegen erschlossen, weil hier früher unglaublich viel nach Gold gebuttelt worden ist… die größten Mienen in ganz Nordamerika… das hab ich allerdings nicht im Museum erfahren… das war nämlich geschlossen… Walter und Philip aber gar nicht traurig, hatten sie doch ein kleines Pub entdeckt… ich brav meine Cola geschlürft, während sich die beiden jeder zwei Bier reingestellt haben. Der Besitzer dort war auch ganz schräg, dem gehört der halbe Ort. Er hat uns gleich begeistert seine Fotos von den diversen Partys gezeigt, viel Alkohol und mit fortschreitender Stunde immer weniger Klamotten… na ja, nicht so ganz meines, aber meine Iren haben sich gut unterhalten, und das zählt. Hat mir doch glatt einen Job angeboten der Typ… oh, nein danke! Am Rückweg haben wir uns noch auf eine offizielle Geschichte für Kevan geeinigt… kann dem doch nicht erzählen, dass ich mit meinen Gästen zur Konkurrenz auf ein Bier gefahren bin… das war echt ein Spaß, ich sag’s euch. Haben dann auch noch unterwegs Sam, Fabianne und Natalie getroffen, die mit dem Bike unterwegs waren.. schnell noch ein kleiner "Bierstopp"
Am Nachmittag sind wir dann mit Rike und Sascha gemeinsam zum Pearsons Pond geritten und dort schwimmen gegangen…
zum Fischen war zu wenig Aktivität, aber mit meinen Gästen waren ich und Nicole schon am Tag davor und für den nächsten Tag war auch was geplant… also alles kein Problem.
Schon nach dem ersten "Cast" war der erste "Rainbow Trout" am Haken... es sollten noch einige folgen...
Die Stimmung ist sowohl am Abend, als auch am Tag herrlich bei Pearson's bzw. Mowson's Pond!
War ein herrlicher Tag den ich echt auch genießen konnte. Superwarm wars auch, die Pferde brav und ich glaub Rike und Sascha beeindruckt, was man hier alles machen kann… nicht bisschen im Viereck herumkurven, oh nein! Am Abhang entlang runter zum Gun Creek, am rauschenden Fluss entlang, durch Pearsons Creek durch, kreuz und quer durch den Wald, der jetzt in den herrlichsten Grüntönen erstrahlt und bis zum Pond… ich bin selbst schon erstaunt, wie gut ich mich hier auskenne, wie viel ich weiß und wie gut ich mich orientieren kann… auch dann, wenn ich die einzelnen Wege noch nicht zuvor geritten bin ;-)
Am Abend dann eine offzielle Party… mit einem Bier für jeden und einem Bogenschießenwettbewerb…
Narissa kriegt Anleitung vom "Big Boss"
Ich und Sam in einem Team wurden hervorragende zweite, wobei der Sam zwei Mal daneben geschossen hat… bin erstaunt, wie gut ich zielen kann! Am Abend dann die Ansprache vom Kevan, eine Lobesrede, wie ich sie noch nie aus seinem Mund gehört hatte. Ich nur geduckt, da ich noch immer nicht entschieden hatte, ob ich am 8. gehen würde oder nicht.
Am Sonntag ist Nicole dann mit meinen Iren in der Früh schon los zum Fischen, und ich hab es mir erlaubt, bissl auszuschlafen, bis 7:30… nach einer Woche, die schon wieder sieben Arbeitstage zählte… Arbeitstage von 7:30 bis meistens weit nach 22 Uhr. Wollte dann vorm Frühstück noch Paperwork erledigen, bin auf Kevan gestoßen und hab gedacht, jetzt geht’s gleich wieder los… hat mich drauf angesprochen, ob ich den meine Arbeitszeiten wüsste und ich hab mich halt entschuldigt, dass ich erst später angefangen hab. Und dann?! Keine Standpauke… er ist gar nicht auf mich losgegangen… im Gegenteil, er hat zum allerersten Mal gemeint, dass ich sehr professionell arbeite und man sehen konnte, dass meine Gäste sehr zufrieden waren. Wow, was war das denn? Ja, und dann saß er da tatsächlich vor einem „Plan“ für die Guides für die nächsten zwei Monate und hat mich gefragt, ob ich da in einer bestimmten Zeit mal was vor hab oder so… scheiße, da musste ich dann mit der Sprache rausrücken… meine Zweifel mitteilen… tief Luft geholt und los!
Ich hab ihm gesagt dass ich noch immer (seit dem letzen Zusammenbruch, wo ich fast Hals über Kopf abgehaut wäre) am Überlegen sei, ob ich noch länger da bleibe. Gott sei Dank war ich auf dieses Gespräch schon gut vorbereitet, hatte mir gut meine Beweggründe überlegt und sie nun vor ihm dargestellt. Sehr bedacht darauf, nicht ihn und sein Unternehmen anzugreifen, sondern mich nur auf mich und meine Rolle darin zu beziehen… also dass ich Probleme damit habe, mich hier zurecht zu finden, dass ich mich überfordert fühle, aber auch seine Motive sehen kann. Kurzum, es bleibt meine Entscheidung, ob ich in „seinem Rad“ mitlaufen will und kann, oder eben nicht. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich mich bis zum Abend entscheiden werde… ich hab noch viel darüber nachgedacht, immerhin war jetzt alles grad besser, ist gut gelaufen, er war halbwegs nett zu mir usw… und trotzdem, ich weiß, dass das nicht so auf Dauer bleiben wird… zu viel muss hier sich noch verändern, auch, wenn sie auf dem Weg sind und sich bemühen… will ich so viel investieren, wirklich so oft über meine Grenzen zu gehen, dauerhaft unglaublich müde zu sein etc?!
Ich hab mich dagegen entschieden, nachdem Sascha und Rike gefahren sind… hab mich für ne Stunde zurückgezogen, mir alles noch einmal durchüberlegt…. was spricht dafür, was dagegen?! Nach dem Abend habe ich dem Kevan das perfekt ausgefüllte „Paperwork“ (12 Seiten lang) überreicht… er ist es genauestens durchgegangen… und da, schon wieder ein Lob! Aber meine Entscheidung war getroffen, und ich hab ihm das gesagt…. hab einen seiner vielen „schlauen“ Sprüche zitiert…
„It’s not about when, but about how you leave!“
Also gehe ich, denn nun stehe ich vor ihm, ohne eingezogenen Kopf, zurückblickend auf das, was ich erreicht, was ich gut gemacht hab… ich hab mir seinen Respekt gesichert und sein Kommentar war: „It’s sad, but you are a smart girl to leave now!“
Ja, da hab ich auch gestaunt!
Und mit einem Mal hat sich ein riesiger Felsbrocken von meine Schultern verabschiedet… ich hab was abgehoben, mir ist es so gut gegangen. Aber im gleichen Moment war ich auch traurig… ich habe hier sehr viel erlebt, eine gigantische Naturkulisse genießen können, so nah zu den Pferden leben und mit ihnen arbeiten…es hat auch was wunderschönes… ja, ich muss auch viel hinter mir lassen. Und trotzdem: so ist es wohl am besten zu gehen!
Was die Zukunft bringt, wir werden sehen… ich bin recht gelassen, alles wird sich schon zurecht rücken, sind nur noch 7 Wochen bis Mama und Papa kommen… vier Arbeitstage noch auf der Ranch… viele liebe Menschen hab ich kennengelernt… ja, es war verdammt gut, hier gewesen zu sein!
Nachdem heut das Hochladen der Bilder soo zach geht, werd ich diese mal nachreichen ;-)
1 Kommentar:
Ist echt immer wieder gigantisch wie gut du alles meisterst und aus allem wieder positiv rauskommst! Hab echt gestaunt wie du das mit Kevan noch hingebracht hast - hätt ich mir nach den letzten Einträgen nicht mehr gedacht!!!
Wieder einmal ein dickes "Respect!", Mädel!
Und wenn du die Ranch verlässt, heißt das dass du dann wieder leicher per Skype zu erreichen sein wirst - darüber würd ich mich am allermeisten freuen!
Schick dir eine fette Umarmung und ein dickes Bussal!
Deine Anschi
PS: Bin übrigens am So letzter Woche wieder Tante geworden! Sabine und Franz haben einen kleinen Gregor bekommen und ich bin jetzt auch stolze Taufpatin!!!
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