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Mittwoch, 16. Januar 2008

Ohne klare zeitliche Gebundenheit muss ich zugeben, komm ich schön langsam mit den Tagen durcheinander... vielleicht auch, weil ich ja immer noch ein bisschen mit zu Hause mitlebe, also heute ja schon morgen ist... manchmal verwirrend, aber egal.

Am Montag überraschte Friederike uns beim Brunch... "Es ist doch Montag, was tut sie um diese Zeit schon zu Hause?" Das sollte sich gleich klären und sie gesellte sich zu uns und erzählte eine für uns doch etwas gruselige Story.
Friederike arbeitet als Praktikantin bzw. Assistant in der Handelskammer (camber of commerce) hier in Vancouver. Für Montag hatte sich schon vergangene Woche Besuch des Oberbosses aus Vancouver und seiner.. nennen wir sie mal Sekretärin... angekündigt. Naja, nach einem 30 minütigen Meeting von Friederike's Chefin mit den Oberchef war erstere gefeuert, und zwar zu meiner Überraschung ohne jegliche Frist, was soviel bedeutet, sie hat im selben Augenblick ihre Sachen gepackt und noch am selben Tag die Kammer verlassen.. für immer, oder, for good, wie die Canadier sagen würden. Betrifft mich ja gar nicht, und, wie sich gestern Dienstag herausstellen sollte, auch Friederike nicht. Da war nämlich schon ihr neur Chef da... direkt aus Toronto eingeflogen. Ja, so schnell geht das hier. Ist schon eine ganz andere Unternehmenskultur hier, wie es schein, was ja auch etwas erschreckend ist, wenn man unser Arbeitsrecht bzw. diverse Kündigungsfristen in Österreich gewohnt ist. Ich lerne daraus: so schnell man hier in Canada einen Job haben kann, so schnell und vor allem unvermittelt ist man ihn auch wieder los (Rike's Chefin wusste vorher nicht wirklich, dass sie die Kammer verlassen muss, sie ahnte angeblich nur was, weil große Umstrukturierungen vorgenommen wurden).
Auch wenn mich das alles nicht tangiert, so musste ich doch mal schlucken... schon sehr anders, dieses Vancouver!

Ja, kurz auf Friederike's Erzählungen folgte die nächste Überraschung... der Kühlschrank ist kaputt geworden und hatte offenbar schon in der Nacht eine ziemliche Sauerei gemacht, weil alles ausgeronnen ist. Rhodora, die ja in die Arbeit musste, hatte uns dann beauftragt, alles, was noch nicht verdorben war, nach unten in den anderen Kühlschrank zu retten (blöd bei den Dingen aus dem Tiefkühler, wir mussten also ziemlich viel essen ;-) Naja, und lustig war das auch nicht, denn wer jetzt an so ein Kühlschrankerl zu Hause denk, der denkt da in völlig falschen Dimensionen!!! Der Kühlschrank ist RIESIG und vollgestopft mit einfach allem, was man sich so vorstellen kann, und noch mehr (Dinge, die ich ja nie im Kühlschrank aufbewaren würde). Kreativ wie ich manchmal bin, hab ich uns dann die Jahreszeit zu Nutze gemacht und alles, was in Gläsern und Flaschen abgepackt ist, in zwei großen Wäschekörben nach draußen gestellt. Der Rest musste im Kühlschrank im Erdgeschoss Platz finden, der ja auch vorher schon angefüllt war. Naja, Rike meinte dieses Problem lösen zu können, indem sie gleich mal einen Teller zerbrochen hat. Unabsichtlich, natürlich ;-)
Ja, das war ganz schön eine Bescherung, vor allem, weil meine 500g Packung Shrimps aufgetaut war und Raphi erklärt hatte, sie mag gar keine. In der Not lecker mit Philadelphia und Nudeln abgeschmeckt haben dann aber sowohl Raphi, als auch Rike und ich brav zugelangt.

Jaja, wer aber denkt, ich tu nur essen, der liegt, oder lag zumindest am Montag falsch. Am späteren Nachmittag hab ich mich einmal aufgerappelt, meine Laufschuhe angezogen und hab im Laufschritt ein wenig unsere Nachbarschaft erkundet. War eigentlich sehr genial und hat mir viel Energie gegeben: nachdem es den ganzen Vormittag geschüttet hatte, begann der kräftige Wind Löcher in die dicke Wolkendecke zu reißen und die Sonne blinzelte noch ein paar Minuten durch, bevor sie wieder am Horzont versank. Ich bin gar nicht so wenig weit gekommen, hab eine Runde im nördlich liegenden J. Hendry Park gedreht. Dort absolvierte ich mehr einen Hindernislauf, da der viele Regen riesigen Lacken hinterlassen hatte, die es zu überwinden galt.
Alles in allem eine schöne Tour, an die ich mich heute noch sehr gut erinnere, da sie nicht spurlos an meinen Oberschenkeln vorbeigeangen ist (kann kaum die Stiege runtergehen wegen der "Spatzen").

Da die sportliche Aktivität am Montag so gut getan hatte, legte ich gestern mit Raphi nochmals gemeinsam los: wir eroberten per Rad den ca. 4 Quadratkilometer großen Stanley Park. Sehr fein war, dass wir zum allerersten Mal blauen Himmel hatten und endlich die Gipfel der an die Stadt grenzenden Berge sehen konnten! Traumhaft, ohne Scheiß!


Und auch der Stanleypark ist einfach herrlich... denk mal, dass es gerade zu dieser doch etwas frostigen Jahreszeit klass ist, da kaum Touris unterwegs sind. Wir haben den Park einmal umrundet und anschließend sind wir noch ein wenig tiefer hineingefahren. Beides einzigartig-außerdem ist das weniger ein Park, als eher ein kleiner Urwald. Freche Eichkätzchen sind außerdem voll auf uns zugetigert und haben Raphi zum Quietschen gebracht. War lustig und wir waren natürlich fleißig am Knipsen:

Auf los geht's los....

LOS!

Blick zurück auf Down Town

Totem Pfähle

Raphi's Highlight...
...sie wollte schon immer einmal in solch einem Leuchtturm Urlaub machen :-)

Die Lions Gate Bridge......verbindet den den Stanley Park mit North Vancouver.


Im Norden gibte es auch steile Klippen:


Und weiter innerhalb auf der Halbinsel gibt es sie..
Crazy Squirrels!
Die waren so furchteinflößend, dass ich sogar noch davon geträumt hab... wirklich!

Naja, dafür muss man zurück auf dem Festland bzw. in Down Town keine Angst haben ;-)

Im Anschluss sind wir noch ein wenig durch die Robson Street geschlendert, das ist so eine kleine Mariahilfer Straße. Wir haben uns dann zum Aufwärmen eine überteuerte heiße Schokolade (dafür sehr lecker) gegönnt.


Und da, zur großen Freude der kleinen Auswanderin, kreuzt doch tatsächlich eine Straße, die den selben Namen trägt, wie ich :-) Gott sei Dank hatte Raphi's Kamera, im Gegensatz zu meiner, noch genug Strom!



Zu Hause angekommen gab's dann mit Rike noch Käsefondue (der Käse war ein weiteres Opfer unseres Kühlschrankes). Rhodora hatte original Schweizer-Käsefondue-Käse und ich hatte mich wirklich drauf gefreut, darin mit Brot, Kartoffel und Champignos (auch die MUSSTEN gegessen werden) zu tunken. Doch, das war gar net so gut, für meinen Geschmack eher grauslich... naja, jetzt weiß ich das auch ;-) Leider ist noch was über, aber dafür fühl ich mich wirklich nimma zuständig!




Heute gab's zwar keinen Ausflug, dafür einen wichtigen Anruf: bin für Freitag zu einem Job-Interview eingeladen. Der Job wäre zwar nur 20h, aber ganz ok. Ist in so einer Mischung aus Frauenwohnheim bzw. Frauenhaus und auch über Nacht und so... da die Position doch sehr herausfordernd zu sein scheint, hab ich mich auch nur deshalb beworben, weil am Montag die Bewerbungsfrist schon abgelaufen ist... naja, mal schauen, ob sie mich für qualifiziert genug halten. Mir geht schon der Reis, aber hab ja nicht viel zu verlieren. Freitag um 11 Uhr, da heißt es dann bitte Daumen drücken - muss mich auch noch gscheit drauf vorbereiten, in Wahrheit ist das ja allererstes Bewerbungsgespräch. Musste in Österreich ja auch noch nie eines führen. Aber egal wie es ausgeht, die Erfahrung gewinn ich wenigstens. Fall's jemanden interessiert - Details über die Organisation werd ich erst dann verbreiten, wenn ich wirklich beschäftigt bin. Aber für alle besonders Interessierten, hier der Link:
Atira Women's Resource Society ist die Dachorganisation und Sereenas House for Women ist das Projekt:
http://www.atira.bc.ca/sereena.html
Ach ja, und hier könntet ihr die Stellenanzeige lesen:
http://vancouver.craigslist.ca/npo/533950756.html

Ja, dann schauen wir mal, was draus wird. Möchte morgen mal dahin fahren, um erstens herauszubekommen, wie ich da am besten hinkomme, zweitens um zu wissen, wie lange ich dafür rechnen muss und drittens liegt das Haus mitten in Down Town Eastside, dem sozialen Brennpunkt von Vancouver, den Raphi und ich uns aus sozialarbeiterischen Beweggründen sowieso erobern möchten... ja, und dann ist ja schon Freitag, und wenn es gut läuft, gibt es dann auch wieder News von mir zu lesen.

1 Kommentar:

Marianne hat gesagt…

Genialst, was ihr da alles erlebt! Euer Ausblick vom Zimmer direkt auf die mountains is gigantisch, da kommt man sich (fast) vor wie in Kitzbühl (oder Raphi?). Die NICOLA-street is auch lieb, aber da hätt ich a frage: Was is mit dem Kopf passiert am photo-find ich gruselig, oder is das auch üblich in Vancouver wie die Untzernehmenskultur?!
Ich finds sooo cool, dass du tatsächlich schoa Jobinterview geangelt hast, Frauenhaus klingt aj echt klass...und dass du no ka Bewerbungsgespräch gführt hast, glaub ich dir net: Denk an PEM! ;)
Jedenfalls drück ich dir ganz viel die Daumen, das das klappt!
Mah, und die Monster-Kühlschränke find ich klass, vorallem wenn sie abtauen und man alles essen muss!
Aus der Heimat gibts nicht viel zu berichten, ausser dass jeder schon dem Semesterschluss entgegenfiebert, sich noch die letzten sachen für MIG oder NOP reinsaugt und mit viel motivation an die DA denkat (uahhhhhh ;-(
Freu mi auf weiter spannende Gschichterl, ganz lg aus der grünen Steiermark (ebenso mit Regen)
Marianne
PS: Aja, die Radln, sind das eure oder ghören die zur Hausausstattung?!